
Wie unser Lebensstil die Aktivität unserer Gene beeinflusst.
Heute wird es wissenschaftlich. In den letzten Jahren haben DNA-Tests, die individuelle genetische Prädispositionen aufdecken sollen, an Popularität gewonnen. Anbieter versprechen Einblicke in unsere Gesundheit, basierend auf der Analyse unserer Gensequenzen. Doch diese Tests betrachten hauptsächlich unsere genetische Ausstattung, die uns von Geburt an mitgegeben wurde. Sie berücksichtigen oft nicht die Epigenetik – ein Forschungsfeld, das untersucht, wie Umwelteinflüsse und Lebensstilfaktoren die Aktivität unserer Gene steuern können, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern.
Was ist Epigenetik?
Epigenetik befasst sich mit Veränderungen der Genfunktion, die nicht auf Änderungen der DNA-Sequenz beruhen, sondern auf chemischen Modifikationen der DNA oder der Histonproteine, um die sie gewickelt ist. Diese Modifikationen beeinflussen, welche Gene aktiviert oder stummgeschaltet werden, und können durch Faktoren wie Ernährung, Stress oder Umweltgifte ausgelöst werden. Ein bekanntes epigenetisches Mechanismus ist die DNA-Methylierung, bei der Methylgruppen an die DNA angehängt werden, wodurch die Genexpression verändert wird.

Genotyp vs. Epigenetik: Warum genetische Prädisposition nicht Schicksal bedeutet
Während unsere DNA-Sequenz (Genotyp) die Grundlage unserer genetischen Information bildet, bestimmt sie nicht allein unser Schicksal. Ein Beispiel ist das Apolipoprotein E (APOE)-Gen, insbesondere die Variante APOE4, die mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer in Verbindung gebracht wird. Jedoch entwickeln nicht alle Träger dieser Variante die Krankheit, was darauf hinweist, dass andere Faktoren, einschließlich epigenetischer Modifikationen, eine Rolle spielen. Es kann also sein, dass du über einen solchen Gentest gesagt bekommt, dass du jene „Alzheimer-APOE4-Variante“ hast, was bedeutet dass dein Risiko höher ist, als bei anderen Menschen, an Alzheimer zu erkranken, aber das muss nicht sein! Denn wenn du deinen Genen keinen Grund gibt es, dass dieser Schalter aktiviert wird, bleibt sie aus und du von Alzheimer verschont.
Einfluss der Ernährung auf epigenetische Muster
Unsere Ernährung kann z.B. epigenetische Veränderungen hervorrufen, die langfristige Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Bei Alzheimer hat man festgestellt, das zu viel Zucker, Prione (infektiöse Proteine), aber auch Aluminium im Essen diese Form von Demenz auslösen kann. Studien an Mäusen haben auch gezeigt, dass bestimmte Nahrungsbestandteile die Struktur der Histone verändern können, was wiederum die Genaktivität beeinflusst. Beispielsweise können kurzkettige Fettsäuren, die beim Abbau von Ballaststoffen durch Darmbakterien entstehen, solche epigenetischen Modifikationen hervorrufen.
Stressreduktion durch Meditation und ihre epigenetischen Effekte
Chronischer Stress kann negative epigenetische Veränderungen fördern, die mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung stehen. Umgekehrt hat Stressreduktion, beispielsweise durch Meditation, das Potenzial, positive epigenetische Modifikationen zu bewirken. Studien haben gezeigt, dass Meditation die Expression von Genen beeinflussen kann, die mit Entzündungsprozessen in Verbindung stehen, was auf einen epigenetischen Mechanismus hindeutet.

Epigenetik im Alltag
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Auswirkungen von Umweltgiften auf das Epigenom
Umweltgifte wie Zigarettenrauch können das Epigenom verändern und so zur Entstehung von Krankheiten beitragen. Chemische Substanzen im Rauch können die DNA-Methylierungsmuster verändern, was zur Aktivierung oder Deaktivierung bestimmter Gene führt, die an der Krebsentstehung beteiligt sind.
Sei Meister deiner Gene, nicht ihr Sklave
Epigenetik zeigt uns, dass unsere Gene nicht unser unabänderliches Schicksal sind. Unser Lebensstil, unsere Umwelt und unsere Erfahrungen können die Aktivität unserer Gene beeinflussen. Dies unterstreicht die Bedeutung eines bewussten und gesunden Lebensstils, da unsere täglichen Entscheidungen direkte Auswirkungen auf unsere genetische Expression haben können.
Quellen
- Studie zum Thema Epigenetische Signatur durch Zigarettenrrauch: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30389506 oder https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27651444/
- Randständig mit untersucht die epigenetischen Effekte durch Umweltverschmutzung: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11035091/
- Eine Pressemelung vom Max-Planck-Institut mit verlinkten Originalquellen zum epigenetischen Profil von Kindern, die in sozial benachteiligten Familien aufwuchen und schlechte Chance im Erwachsenenalter hatte: https://www.mpib-berlin.mpg.de/pressemitteilung/interview-laurel-raffington
- Auch die unter dem Wikipedia-Artikel verlinken Quellen sind aufschlussreich: https://de.wikipedia.org/wiki/Epigenom
- Eine von mehreren Studien zum Thema Epigenetik und Meditation: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666497622000431?via%3Dihub
- Auch zum Thema Alzheimer findet man sehr viele Studien. Hier ist exempalrisch eine zur epigenetischen Regulation von Neuroinflammation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38201283/
- Das Lebensstress epigenetisch alt macht ist seit 2015 bekannt. https://genomebiology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13059-015-0828-5
- Und meine alte Uni Heidelberg hat da Achtsamkeitstraining schon 20219 epigenetisch unter die Lupe genommen: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/newsroom/studie-zu-achtsamkeitstraining-epigenetische-veraenderungen-nachweisbar/

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Und wie sich die Epigenetik und das Koffein vertragen, das schauen wir uns ein andern mal an 🙂