In der hypnopompen Phase zwischen Traumwelt und Realität
Es gibt schon seltsam Bewusstseinszustände im Leben, die hypnopompe Phase, bzw. die Phase des Aufwachens gehört sicherlich dazu. Vielleicht kennst du das: Du wachst gerade erst auf und weißt noch gar nicht ob du wach bist oder noch träumst und plötzlich hast du einen Gedanken oder einen Traum und kannst nicht mal entscheiden, ob das nun „noch“ ein Traum war oder „schon“ ein Gedanke. Deutet man solche Träume überhaupt? Oder bewertet man dieses Gedanken? Was macht man damit?
Mein erlebter Traum-Gedanke in der Übergangsphase zum Aufwachen
Einen solchen Zustand habe ich nur selten. So lag ich vor kurzem morgens im Bett, hab den Wecker erschlagen und bin noch mal eingedöst. Wie das so ist, gilt mein erster Gedanke den Träumen. Und ich dachte, das Träume eigentlich sehr einfach sind. Ich sah eine Truhe vor mir, in der drei Pergamentrollen waren, auf denen Botschaften standen: „Träume sind einfach“, „Träume sind die Essenz“ und die Letzte, die ich in der Hand nahm: „Lief your lief“. Und ich wunderte mich: Was soll das heißen? Klingt wie „Life your live“ und ich dachte noch, das mein Englisch schon ziemlich schlecht ist…dachte ich das? Oder träumte ich das noch? Während ich darüber nachdachte merkte ich, dass mein Wachbewusstsein immer wacher wurde.
Schlaftracking zeigt das Wiedereindösen
Nun ich kann es sogar nachweisen, dass ich wieder eingeschlafen bin und in die hypnopompe Phase gekommen bin:

Seit Januar teste ich einen Schlaftracker. Hier hat er meine hypnopompe Phase eingefangen. Es kann sich also durch aus lohnen, nach dem Wecker noch mal kurz „wegzudösen“, und die Gedanken die man im Kopf hat, kurz mit ins Traumbewusstsein zu nehmen, um Antworten zu bekommen.
Der Gedanke, das Träume recht einfach sind, war der Gedanke, den ich direkt nach dem Wecker hatte, als ich wie jeden Morgen mir die Frage stellte: Was hast du heute geträumt. Und ich dachte. Ah, was eindeutiges. Das war leicht. So bin ich mit einen „Träume sind einfach “ wieder eingedöst. Dann kippte mein Wachbewusstsein noch mal kurz in den Schlaf zurück und ich träume von der Truhe und der ominösen Botschaft und kehrte mit der Frage, ob mein Englisch schlecht ist, kehrte ich vollständig ins Wachbewusstsein zurück, getreu dem Motto: „Guten Morgen! Der Wecker hat längst geklingelt: Raus aus den Feder!“
Vielleicht erinnerst du dich an eine ähnliche Situation, einen Satz, ein Bild oder ein starkes Gefühl direkt nach dem Aufwachen, das dir real erschien, aber nicht zur „Wirklichkeit“ passte. Willkommen in der hypnopompen Phase: einem faszinierenden Zwischenzustand zwischen Schlaf und Wachheit und einen Zustand, von dem die wenigsten je gehört haben, anders als REM oder Tiefschlaf.
Was ist die hypnopompe Phase?
Die hypnopompe Phase beschreibt den Moment beim Aufwachen – jenen Übergang, in dem dein Körper noch schlaftypisch reagiert, dein Geist aber bereits Signale des Wachseins sendet. Gedanken, Bilder, innere Stimmen oder sogar klare Szenen erscheinen in dieser Phase oft lebendig, symbolisch oder rätselhaft.
Dieser Zustand ist meist nur wenige Sekunden bis Minuten lang – doch er birgt einen Zugang zu tiefer Intuition und innerem Wissen.
Die andere Seite der Nacht: Der hypnagoger Zustand
Der hyonagoge Zustand ist die Übergangsphase beim Einschlafen, also der „Zwillingsbruder“ der hypnopompen Phase.
- Tritt auf: kurz vor dem Einschlafen
- Merkmale: lebhafte Bilder, Halluzinationen, verrutschte Gedanken, Körperzuckungen (Myoklonien)
- Besonderheit: kreative Geistesblitze, Zugang zu Tiefenbildern
- Berühmte Nutzer: Thomas Edison und Stalvatore Dalí hielten Gegenstände in der Hand, um beim Loslassen im Einschlafmoment aufzuwachen – und ihre Ideen festzuhalten.
- Tipp: Machs wie Edison und nutzte die Ideen aus dem hypnagogen Zustand für den Power-NAP am Nachmittag.
Was sagt die Wissenschaft?
Neurologisch betrachtet zeigen sich in der hypnopompen Phase REM-ähnliche Hirnwellenmuster. Das bedeutet: Obwohl wir uns aufwecken, sind noch Reste des Traumbewusstseins aktiv.
Eine aktuelle Studie von Guglielmo Foffani (2023, PNAS Nexus) weist darauf hin, dass hypnopompe (und hypnagogische – als der selbst Zustand nur wenn wir einschlafen, und nicht aufwachen, wie beim hypnopompen Zustand) Erlebnisse oft mit psychotischen Halluzinationen verwechselt werden – obwohl sie ein normales Phänomen des menschlichen Bewusstseins sind.
Interessanterweise treten diese Zustände bei Menschen mit Narcolepsie besonders häufig auf, während sie bei Menschen mit Schizophrenie anders zu bewerten sind. Die Unterscheidung ist daher auch klinisch relevant – aber für Menschen ohne psychische Auffälligkeiten vor allem eine Einladung zur achtsamen Beobachtung. Gerade mal 7-13 % in der Bevölkerung erleben diese hypnopompen Phasen des Aufwachens. Das klingt, als wäre man krank, aber wie gesagt: Sie sind eigentlich ein normaler Zustand, nur die wenigsten erleben ihn so deutlich, das sie sich bewusst daran erinnern.
Wie kannst du diesen Zustand für dich nutzen?
Die hypnopompe Phase ist eines der spannendsten Tore zu deinem Unterbewusstsein. Es ist als würdest du direkt auf der Schwelle zum Tor des Unterbewusstseins stehen, und dieser Zustand ist fast schon mit dem Luziden Träumen vergleichbar, nur als würdest du in der Mitte einer Wippe stehen und die Balance noch nicht ganz halten können: Du kippst entweder in den Traumschlaf oder ins Bewusstsein zurück. Beim luziden Träumen hältst du diese Balance und dein aufgewachter präfrontaler Cortex übernimmt die Kontrolle über den REM-Schlaf. In der hypnopompe Phase sind im Theta-Hirnwellenmuster (das Muster, dass auch die N1-Leichtschlafphase kennzeichnet) auch erste von Alpha-Wellen (Wachzustand) und ebenfalls Reste von Delta-Wellen (Tiefschlaf) enthalten. EEG-mäßig also ein ziemliches Durcheinander und genau so fühlt sich das auch an: Bin ich wach oder träume ich noch?
Du kannst solche Traumzustände gezielt fördern und nutzen:
- Frage stellen: Formuliere vor dem Einschlafen eine klare Frage. (z. B. „Was blockiert mich gerade?“)
- Beobachten: Achte beim Aufwachen auf das erste Bild, Wort oder Gefühl.
- Nicht bewerten: Spüre, ohne zu analysieren. Alles darf auftauchen.
- Notieren: Halte es sofort fest – bevor dein Verstand dazwischenfunkt.
Gerade dieser nicht-gesteuerte Zustand bringt oft kreative Impulse, tiefe Einsichten oder symbolische Antworten, die dir im Tagesbewusstsein verborgen bleiben.
Was bedeutet nun mein Traum?
Ja das ist die Frage nach der die meisten Menschen wohl googlen: Was bedeutet mein Traum? Und dann kommt man zu verschiedenen, oft allgemeinen Bedeutungen. Doch die eigentliche Botschaft zeitg sich erst mit der Lebensbiographie oder über die Zeit. Doch auch ich schaue ab und an nach, was die einzelnen Symbole bedeuteten und dieser Traum hatte gleich 4 Traumsymbole und mehrer Meta-Botschaften. Eine „Truhe“, „Pergament“ und eine „Botschaft“. Und das vierte Symbol? Das ist die Meta-Ebene: DREI. Drei Traumsymbole, drei Botschaften. Schauen wir uns das also im klassischen Traumdeutungs-Modus an:
Die Truhe – Symbol für das Verborgene, das Gespeicherte
Bedeutung: Die Truhe steht für das, was in mir ruht, aber (noch) nicht offen zugänglich ist. In dem Fall ist die Truhe offen, und ich sehen sogar den Inhalt. Ich kann also auf mein „ruhendes Potenzial“ zurückgreifen. Das ist stark!
Sie kann Schätze enthalten wie Ressourcen, Erinnerungen, verdrängte Gefühle, Talente, oder wie in diesem Traum: Botschaften!
Oft symbolisiert sie das Unbewusste, das auf einen bestimmten Moment wartet, geöffnet zu werden. Und ganz ehrlich? Ich habe auf diesen Moment ein halbes Leben hingearbeitet! Jedenfalls fühlt sich das so an.
Wenn du eine Truhe im Traum siehst oder öffnest, ist das ein klares Zeichen für Zugang zu innerem Wissen oder ein möglicher Transformationsmoment. Für mich war dieser Traum ein Wendepunkt, denn ich hatte seit vielen Wochen „Schwellenträume“, in denen ich mich Millimeter für Millimeter über meine innere Schwelle bewegt hatte. Jetzt scheine ich endlich an das gekommen zu sein, worauf ich hingearbeitet habe.

Die Pergamentrollen – Symbol für uraltes Wissen und innere Wahrheit

Bedeutung: Pergamentrollen sind keine modernen Bücher. Sie sind archaische Träger von Weisheit.
Sie stehen für etwas Konserviertes, Ursprüngliches, das man nicht „neu denken“ muss, sondern was man wiederentdeckt.
Die Form als Rolle deutet auf etwas Zirkuläres, etwas, das sich entfaltet, wie ein Lebensweg, ein Zyklus, eine Lektion.
Schriftrollen im Traum können auch Seelenverträge oder geistige Botschaften sein, wie eine Erinnerung daran, wer du bist oder wofür du hier bist. Und genau das war es bei mir: Eine geistige Botschaft an mich selbst.
Die drei Botschaften – Symbol für Führung, Intuition, Wahrheit
- Bedeutung: Wenn man im Traum eine klare Botschaft liest oder bekommt, ist das meist ein direkter Ausdruck des höheren Selbst, des Unterbewusstseins oder eines transpersonalen Anteils. Klingt alles esotherisch. Wissenschaftlich runtergebochen: Das Gehirn gleiche alles ab, etwa das eigenen Wissen, alle erfahrungen, all die Sinneseindrücke die unbewusse durch unseren Wahrnehmungsfilter durchrauschen und doch irgendwo im Gehirn ankommen. WEr nehmen nämlich ungleich mehr wahr, als uns bewusst ist! Im Traum oder in der Hypnose können wir darauf zureifen und integrieren das alles in unseres Traumbilder. Daher sind so klare Botschaften etwas, das man sich bewusst machen sollte. Hier spricht deine eigene innere Wahrheit, auch wenn du das vielleicht nicht träumen willst.
- Die Botschaft kann wörtlich genommen oder symbolisch entschlüsselt werden. „Träume sind die Essenz“ kann genau das bedeuten: Sie sind die Essenz dessen was wir erleben, was wir sind und daraus formt sich ein Bild. „Träume sind einfach“ kann hingegen genau das bedeuten: leicht zu deuten (was für meine Träume nicht immer zutrifft), aber es könnte auch heißen „Träume sind einfach…da, existent, im Rahmen von „sie sind“.
- Vor allem, wenn die Botschaft nicht ganz verständlich ist (wie z. B. „Lief your lief“), lädt sie zur Reflexion ein: Was will mir das sagen? Was spiegelt es in mir?
- Manchmal zeigen sich hier auch Zukunftsimpulse, wie ein inneres Navi. Wir schauen da gleich noch mal drauf.
3 Traumsymbole. Das ist eine Botschaft in der Botschaft, denn 3 steht für:

Die Zahl drei ist die Zahl der Ganzheit in vielen Kulturen
- Christlich: Vater, Sohn, Heiliger Geist
- Spirituell: Körper, Geist, Seele
- Mythisch: Geburt, Leben, Tod
- Zeitlich: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
- Traumatisch-transformativ: Wunde, Krise, Heilung
In meinem Kontex taucht sie gleich doppelt auf mit den drei Schriftrollen und den drei Traumsymbolen. Ich kann das damit nicht einfach ingorieren. Symbolisch könnte sie für drei Aspekte einer Wahrheit stehen, die ich brauche. Vielleicht:
- Drei Antworten.
- Drei Blickwinkel.
- Oder: Drei Stufen meiner Entwicklung.
- Oder sie gehören zusammen wie eine Trilogie meines inneren Wissens.
Es sind Möglichkeiten, wie man das deuten kann und meine eigenen Intuition sagt mir: Das letzte passt, denn ich befasse mich seit mehreren Monaten deutlich intensiver mit Träumen, als das für mich üblich ist (und ich mache schon sehr viel Traumarbeit). Damit sind die Botschaften „Träume sind Essenz“, „sind einfach“ und „lief your lief“ für mich aus einem Guss und sie passen zu meiner inneren Wissenstriologie. Check :-).
Und ich wähle intuitiv genau die eine Botschaft, die gerade „dran“ ist: „lief your lief“. Das habe ich nicht bewusst gewählt, sondern mein Traumbewusstsein, aber den Grundgedanken habe ich mit „Träume sind einfach…zu deuten“ mit in die hypnopompe Phase genommen.
Und was bedeutet „lief your lief“?
Das ist ein spannendes und ein wunderschönes Wortspiel zugleich. „Lief“ ist altenglisch für lieb, gern, freudvoll – ein sehr zartes, altes Wort, für etwas Warmes, das man in sich trägt. Wenn ich also „lief your lief“ sehe, überlagern sich hier verschiedene Ebenen und die Botschaft kann wie folgt Bedeutung annehmen:
- Live your life – Lebe dein Leben.
- Leave your life – Lass los, was du für dein Leben hältst.
- Love your life – Liebe dein Leben.
- Lift your life – Hebe dein Leben an.
- Lief your lief – Sei sanft zu deinem Leben.
Oder sogar: Folge dem, was du liebst.
Natürlich kann das auch „Love your Leafe“ heißen, was für mich als Biologin sogar Sinn ergäbe. Oder eine andere Kombi. Aber es geht nicht darum, was es alles bedeuten könnte, sondern was mit mit resoniert. Was soll sich sagen: die ersten DREI sind es, die mich ansprechen. Und genau das mache ich mit meiner Traumarbeit. Ich folge meinen „Traumleben“ in der Hoffnung das es mich zu meinen Traumleben führt. Wir werden sehen. Doch zur Zeit bringt mich genau diese Traumarbeit dazu, hier Blogbeiträge zu schreiben – etwas das ich mich lange nicht getraut habe, dann zaghaft angefangen habe und was jetzt erst so richtig beginnt.
Zwischen den Welten liegt Weisheit
Die hypnopompe Phase ist kein „Nichts“, sondern ein Tor zur Intuition. Sie ist weder Traum noch Wachheit, sondern ein Raum, in dem man empfangen kann, statt zu kontrollieren. Und manchmal lohnt es sich nach dem Wecker nicht gleich aufzuwachen, sondern wieder einzudösen.
Wenn dir ein solcher Zustand mal widerfährt: Nutze diesen Moment und die Zeit danach bewusst. Gönne dir ein paar Minuten länger im Bett und versuche das, was du gerade erlebt hast, festzuhalten. Du könntest erstaunt sein, was dir dein Inneres mitteilen möchte.
Wenn du hilfe bei der Entschlüsselung brauchts, mehr über Traumarbeit, Hypnose oder das Arbeiten mit deinen Unterbewusstein wissen willst, schreib mit.
Quelle:
To be or not to be hallucinating: Implications of hypnagogic/hypnopompic experiences and lucid dreaming for brain disorders Open Access; Guglielmo Foffani , PNAS Nexus, Volume 3, Issue 1, January 2024, pgad442, https://doi.org/10.1093/pnasnexus/pgad44; 19 December 2023

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