Traumdeutung nach C.G. Jung – Wenn man träumt, einen Youtuber zu heiraten, Teil 2

Im letzten Beitrag ging es um Traumdeutung nach meinen Alltagsgeschehen. Heute nehme ich euch mit in die tiefenpsychologische Traumdeutung nach C. G. Jung und wir schauen, was dieser Psychologe zu meinem Heirats-Traum mit DeChangeman sagen würde.

Kleiner Rückblick meines Traums von „DeChangeman“

Für alle, die den letzten Beitrag nicht lesen wollen, hier noch mal kurz und knapp der Traum:
Ich träume von einem Brückeneinsturz, unter welchem gesichtslose Autos waren. Es brach Chaos aus, ich versuchte zu helfen, und mitten in diesem Durcheinander stand der Youtuber DeChangeman. Er nahm mich an die Hand und führte mich aus dem Chaos eine Treppe hinaus. Und ich frage ihn, ob er mich heiraten wolle.

Wer war Carl Gustav Jung – und was wollte er eigentlich?

Carl Gustav Jung

Carl Gustav Jung war ein analytischer Psychologe. Er arbeitete in der Traumdeutung auch mit Begriffe wie „Archetypen“, „Schatten“, dem „kollektiven Unterbewusstsein“ und Anima bzw. Animus. Was das ist, dazu gleich mehr.

Für Junge waren Träume nicht unbedingt Tagesprodukte, sondern immer eine Botschaft aus tieferen Schichten. Damit waren für ihn Traumdeutung auch immer ein Wegweiser zu eigenen Individuation, sprich zur eigenen Selbstwerdung.

Traumdeutung nach Jung: Die Brücke

Brücken sind eindeutige Traumsymbole und lassen sich in der Traumdeutung sehr als Übergänge, Veränderungen, aber auch für Schwellen im Leben deuten. In meinem Traum ist die Brücke instabil und sie kollabiert. Es bricht ein „altes System“ zusammen. Was das ist, das kann nur ich entscheiden. Das Kann meine Verabschieden vom Leistungsdenken sei, alte Glaubensmuster, oder auch das Abwenden von äußeren Erwartungen. Was es genau ist, kann ich nicht mal genau sagen, da alles auch ineinander greift. Wichtig für mich: Ich bin „nur“ Zeugin dieses Zusammenbruchs, nicht Opfer, denn ich stehe neben der Bücke.

Milchige Autos und das Schweigen der Insassen

Das ist ein etwas komplexeres Traumsymbol, bzw. ein ganzes Traumbild, das man in der Traumdeutung etwas differenzierter betrachten darf.

  • Gesichtslose im Autos könnte auf einen Verlust von Individualität deuten
  • Autos selbst stehen oft für unbewusste Programme, vielleicht für Anteile im Leben, die man „auf Autopilot“ gestellt hat
  • Das die Autos Milchglas haben und ich deswegen nicht sehen kann, wer drin sitzt, kann sowohl für mangelnde Durchsicht als auch für emotionale Distanz stehen. Entweder ich bin nicht fähig das „automatisierte Programm zu erkennen“ oder es ist von meinem Unterbewusstsein mit einer Art Schutzmechanismus belegt worden, nach dem Motto: Du muss nicht sehen, was es ist, es stirbt ja doch. Vielleicht ist es aber auch ein Spiegel für anonyme Systeme, in dem ich mich nicht gesehen fühle. Dieses Milchglas-Autos sind also mehrdeutig und ich darf für mich entscheiden: Passt alles? Passt nur eins? Womit will ich weiterarbeiten? Wie verändert sich die Gesamtaussage, mit den einzelnen Bedeutungen?
  • Interessant ist auch: Ich wollte sehen, ob da jemand drin sitzt – aber ich konnte es nicht. Das ist mein Bedürfnis nach echtem Kontakt im Chaos, vielleicht auch mein Wunsch immer allem auf den Grund zu gehen. Daher vermute ich bei den Milchglasscheiben eher eine „Schutzmechanismus“ meines Unterbewusstseins: lass es gehen, du musst nicht wissen, was da stirbt.

Der Brückenkollaps von hinten

Hier wird es noch mal interessant, weil man sehen kann, wie wichtig Details in der Traumdeutung sind. Bei mit stürzte die Brücke nämlich von hinten ein. Das heißt der Kollaps rauscht nach Vorne, in die Richtung in die ich sehe. Die Autos fahren direkt in den Kollaps.

So etwas ist bei Jung immer ein Hinweis auf Vergangenheit, auf alte Muster oder biographische Altlasten, wenn man so will. Und die Aussage dieses Brückeneinsturzes: „Etwas Altes in mit hat seine Tragkraft verloren und darf jetzt gehen.“

Das ist eine Aussage, die gewaltig ist, wenn man sie in einem Traum erkennt, denn in der Traumdeutung bedeutet es: Ich verändere mich. Wohin? In welche Richtung? Welcher Anteil von mir? Das sind Fragen, die ich mir stellen kann, aber persönliche Entwicklung läuft selten Sprunghaft ab. Man steht nicht morgens auf und ist ein neuer Mensch. Die inneren Programme verändern sich nur langsam, fast wie bei einem Fraktal, das zwar ein wiederkehrendes Muster hat, aber das Muster verändert sich mit jeder Wiederholung minimal. Und genau diese Fraktale Entwicklung, die sieht man oft in Träumen und bei Menschen.

DeChangeman als Animus

In Jungs Modell ist der Animus der männliche Seelenanteil der Frau und die Anima der weibliche Anteil des Mannes. Freud würde in die Hände klatschen und sie zum Sex auffordern. Sorry, der musste sein. Ich bin kein Freudianer, ich würde mich noch nicht mal als Jungjaner bezeichnen, eher als „Selbstinterpretatorin“. Nur ich weiß, was in meinen Kopf los ist, aber Jung und Freud können Impulse liefern für die Traumdeutung.

Ich darf mich also fragen: Wofür steht DeChangeman? Wichtig ist: Es geht nicht um Joseph Bolz, den Mann hinter dem YouTube-Kanal, sondern um „De Changeman“, denn mein Unterbewusstsein hat explizit diesen Namen gewählt! Gut, also wofür steht der Youtube-Kanal „De Changeman“? Für humorvolle Tiefe, vielleicht auch für ein wenig systemkritisches Denken, für Freigeistigkeit, Kunst, Selbstoptimierung, Handlungskraft, Klarheit, vielleicht auch für Orientierung, Unabhängigkeit aber auch für Authentizität. Das mag jemand anders sehen, aber es ist ja mein Traum und mein Kopf und mich spricht das alles so an, ohne dass ich überlegen muss.
@ Joseph: Wenn du das hier liest, dann zeigt das dir, dass du mit „DeChangeman“ etwas Großes aufgebaut hast, zumindest kann ich das sagen. Ich ziehe meinen Hut.

Der Kanal ist also kein „Macho“-Kanal, sondern steht eher für eine Art „menschlicher Wandeltyp“. Es geht also um Wandlung. Und er reicht mir die Hand und ich lehne mich an ihn an. Die Aussage: Ich vertraue auf den Wandel und akzeptiere ihn, versuche ihn zu integrieren.

Die Treppe und die Heiratsfrage

Treppenausstiege sind Aufstiege, Bewusstseinswerdungsprozesse, stehen aber auch für neue Perspektiven. Das passt ganz gut zum Wandel. Dass ich DeChangeman dann frage, ob er mich heiraten will, zeigt, das ich meinen inneren Annimus und all das, wofür er steht, annehme. Ich verbinde mich mit meinen „Klarheits- und Tatenanteil“. Das klingt im ersten Moment super, aber da ich diesen Beitrag ein paar Tage später schreibe, weiß ich mittlerweile, dass das auch Probleme beherbergen kann: man kommt zu schnell ins Tun, und sich über manche Prozesse und Dinge klar zu werden, das kann auch sehr schmerzhaft sein, da mich sich nicht mehr vor dem verstecken kann, dem man bislang ausgewichen ist.

Aber: Ich hab die Frage aller Fragen gestellt: Willst du mich heiraten? Mit allen Konsequenzen und dem ja zu dem, dass ich bereit bin diese Klarheit anzunehmen, mit allen Folgen, die sie für mein Leben haben wird.

Es ist der Moment, in dem ich mich selbst verbindlich entscheide, mich auf mein Potenzial einzulassen. Ein Gänsehautmoment.

C.G. Jung hätte diesen Traum geliebt

Ja, dieser Traum ist vielschichtig, kraftvoll, ehrlich, er ist ein Ausdruck meines persönlichen Wandels, nicht konstruiert, sondern absolut archetypisch. Jung hätte seine Freude dran gehabt.

Und was mache ich mit meiner Traumintelligenz draus?

Und ich? Habe ich auch Freude dran? Klar, auch wenn Träume mitunter sehr unbequem sein können. Träume sind tatsächlich mehrdeutig. In diesem und dem letzten Beitrag haben ich euch gezeigt, wie man ein und denselben Traum auf das Alltagsgeschehen projizieren kann, auf freudianische Prozesse (das hab ich kurz gehalten) und einen Traum tiefenpsychologisch analysieren kann. Was davon „richtig“ ist, das kann nur ich sagen und so höre ich nach solchen Träumen immer in mich hinein und schauen, was mehr oder weniger mit mir räsoniert. In dem Fall ist es tatsächlich eine Mischung aus beiden. Für mich ergibt sich daraus tatsächlich auch „nur“ eine Erkenntnis: Für heute darf ich mich zurücklehnen und entspannen, denn so wie es aussieht, heirate ich mich gerade mich selbst, und das ist wunderschön … und vielleicht ist jetzt ein guter Moment eine Folge von „De Changeman“ zu schauen.

Wenn Du unerklärliche Träume hast, dein Traumleben bewusst wahrnehmen möchtest oder endlich wieder entspannt schlafen willst, dann besuche mich gerne hier wieder, abonniere meine Newsletter, lausche meinen Podcast oder schreibe mir einfach eine E-mail .

Du kannst dir dieses Folge auch in meinem Podcast anhören:

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