Wenn alles und nichts gleichzeitig in mir ist

Es gibt Tage, da weiß ich nicht, ob ich gerade arbeite oder einfach lebe.
Ob ich denke oder fühle.
Ob ich suche oder schon gefunden habe.
Alles scheint ineinanderzufließen, ohne Rand und Richtung.
Und vielleicht ist genau das der Punkt, an dem das Leben mich daran erinnert,
dass ich nicht funktionieren muss.

Ich tue, was ich tue.
Ich schreibe, weil Worte kommen.
Ich denke, weil Fragen entstehen.
Ich ruhe, weil etwas in mir sagt: jetzt.
Ich bin im Flow. Aber ich nenne es trotzdem Arbeit –
vielleicht, weil es sonst zu einfach wäre.
Vielleicht, weil es leichter ist, einen Namen dafür zu haben,
den alle mit „beschäftigt“ assoziieren.

Manchmal spüre ich, dass meine sogenannten Projekte und mein Inneres längst eins geworden sind.
Dass ich gar nicht mehr unterscheiden kann,
ob ich schreibe, um etwas zu schaffen, oder ob das Schreiben mich erschafft.
Ob ich esse, um mich zu erhalten, oder ob das Essen mich erhält.
Ob ich Gott suche, oder ob er mich gerade finden lässt.
Ob ich Klarheit suche, oder sie mich leise formt,
während ich glaube, ich tue gar nichts.

Ich sitze hier und lasse meine Gedanken kreisen.
Ich tue „nichts“ – und doch liegt die ganze Welt in diesem Moment.
Denn ich fühle meinen Platz, den Raum, den ich einnehme,
und die Weite der Welt.
Für diese Welt arbeite ich,
und dieser Moment lässt mich spüren, wie klein ich bin – und doch: kostbar.

Vielleicht ist das kein wirres Gedankenkonstrukt, sondern einfach Leben.
So, wie es gerade sein will.
Ein Atemzug zwischen Tun und Sein.
Und ich?
Ich bleibe still und sehe zu,
wie sich das Alles langsam ordnet,
ohne dass ich etwas dafür tun muss.

Solche Momente auszuhalten ist nicht immer einfach,
aber ich habe es noch nie bereut.

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