
Wenn der Alltag plötzlich bekannt wirkt
Es sind jene seltsamen, fast magischen Momente im Leben: Du stehst irgendwo, hörst ein Gespräch, atmest einen bestimmten Geruch – und plötzlich denkst du: „Das hab ich doch schon erlebt…“
Und vielleicht weißt du auch, warum.
Meist erinnern wir uns an eine Situation, die wir tatsächlich schon erlebt haben – in der Kindheit oder vor ein paar Wochen. Doch manchmal stehen wir auch vor einem Rätsel, und es bleibt jenes seltsame Gefühl zurück, das man kaum erklären kann. Vielleicht gibt es aber eine Erklärung: Du hast diese Situation so – oder sehr ähnlich – geträumt. Vielleicht kann sich dein Wachbewusstsein nicht mehr an diesen Traum erinnern, aber dein Unterbewusstsein schon.
Und das klopft dann an die Schädeldecke und sagt dir:
„Hey! Das kenne ich!“
Auch wenn dein Bewusstsein sich nicht mehr daran erinnert.
Jeder Gedanke zieht eine feine Spur in deinem Gehirn (du erinnerst dich vielleicht an diese Erkenntnis aus dem Alptraum-Beitrag). Leider spricht das Unterbewusstsein im Alltag selten so direkt mit uns – außer in Hypnose – und noch dazu hat es eine andere Sprache. Kein Wunder also, dass man in solchen Momenten etwas verwirrt ist.
Was sind Déjà-vu-Träume überhaupt?
Stammt ein Déjà-vu – also eine Situation, die uns bekannt vorkommt – aus einem Traum und nicht aus der Realität, nennt man das Déjà rêvé: „schon geträumt“.
Ein faszinierendes Phänomen, das uns fragen lässt:
- Kann unser Unterbewusstsein wirklich in die Zukunft blicken?
- Oder erinnert es sich einfach besser, als wir glauben?

Was in uns passiert – Neurologie und Gefühlsebene
Neurologisch gesehen sind klassische Déjà-vus oft Fehlzündungen im Gehirn, bei denen aktuelle Wahrnehmungen in den Langzeitspeicher gelangen und fälschlich als Erinnerung erlebt werden.
Bei Déjà rêvé hingegen zeigt sich: Es gab tatsächlich einen Traum, der dem jetzigen Moment ähnelt – und den wir wiedererkennen.
Solche Träume gehen oft mit starken Emotionen einher:
- Gänsehaut
- Unwirklichkeitsgefühl
- Das Bedürfnis, innezuhalten
- Manchmal: Angst oder Ehrfurcht
Was kann uns ein Déjà-vu-Traum sagen?
Manche Menschen berichten, dass sie durch einen Déjà-rêvé-Moment eine Entscheidung überdenken, aufmerksamer werden oder das Gefühl haben:
„Das ist wichtig – hier muss ich genau hinsehen.“
Vielleicht ist es keine Zukunftsvorhersage, sondern eine sanfte Wegweisung des Unterbewusstseins:
„Achte auf diesen Moment. Er hat Bedeutung.“
Ein persönliches Beispiel: Der Rutschen- und Spa-Traum aus dem letzten Blogartikel – wobei nur das Spa der Teil war, den ich wirklich schon mal geträumt hatte.
Während manche Forscher sagen: „Das ist harmlos“, kann ich dem – nach 30 Jahren eigener Traumdeutung – guten Gewissens entgegnen: Zumindest ist es nicht unwichtig.
Wenn man bestimmte Symbole oder Sequenzen wiederholt träumt, hat das oft mit inneren Denkmustern zu tun – etwa Glaubenssätzen, die sich in Déjà-rêvé-Momenten zeigen.
In meinem Beispiel träumte ich von einer Rutsche, auf der ich nicht weiterkam, und von einem Spa, das zwar einladend wirkte, das ich aber nicht annahm. Die Aussage für mich:
„Ich darf mich nicht ausruhen! Ich muss es mir erst verdienen!“
Wenn dieser Traum nicht mehr wiederkehrt – oder sich verändert –, kann das ein Hinweis sein, dass der Glaubenssatz sich gelöst hat.
Déjà-vu ist nicht gleich Déjà-vu – es gibt mehrere Arten von Déjà-vu-Träumen
Wenn wir von Déjà-vu-Träumen sprechen, müssen wir genau hinsehen – denn es gibt verschiedene Erlebnisse, die oft vermischt werden:
Zwei Perspektiven auf Déjà-Träume: neurologisch vs. erlebnisorientiert
Wenn wir über Déjà-Träume sprechen, begegnen uns zwei Arten, sie einzuordnen:
1) Die wissenschaftlich-neurologische Perspektive unterteilt Déjà rêvé in drei Typen:
- Episodisch: Das real Erlebte entspricht exakt einem früheren Traum.
- Diffus: Man hat ein Gefühl der Vertrautheit, erinnert sich aber nicht an einen klaren Traum.
- Traumartig/dissoziativ: Ein tranceähnlicher Zustand, in dem Realität wie Traum wirkt (z. B. bei Epilepsie).
Diese Typologie wurde u. a. in Studien des CG Jung Instituts (2010) und vom CNRS Frankreich (2018) beschrieben. Neurologische Studien, etwa vom Centre de Recherche Cerveau et Cognition (CNRS) in Toulouse, konnten zudem zeigen, dass Déjà-rêvé durch Hirnstimulation auslösbar ist (Barbeau et al., 2018).
2) Die phänomenologische Perspektive (also wie wir das Ganze aus der Alltagserfahrung beschreiben) unterscheidet zwischen: Klassischem Déjà-vu (Verwechslung mit Erinnerung), Déjà rêvé (Wiedererkennen eines Traums im realen Leben) und Re-Entry-Erlebnissen (Wiederholung eines Traums im Traum selbst). Diese Einteilung orientiert sich eher daran, wo das Erlebnis stattfindet (Wachzustand oder Traum) und wie es sich anfühlt.
Beide Perspektiven ergänzen sich – die eine beschreibt das Erleben, die andere hilft, es neurologisch zu verorten. Schauen wir uns das genauer an.
Déjà-vu, Déjà-rêvé und Re-Entry – wie unterscheiden sie sich?
Wenn wir von Déjà-vu-Träumen sprechen, ist es wichtig, zwischen verschiedenen Erlebnissen zu unterscheiden. Denn nicht alles, was sich vertraut anfühlt, stammt tatsächlich aus einem Traum – und nicht alles, was wir träumen, bleibt einmalig.
1) Klassisches Déjà-vu
Ein Moment im Alltag fühlt sich bekannt an, obwohl man ihn objektiv noch nie erlebt hat. Das Gehirn spielt uns einen Streich – eine Art Kurzschluss im Gedächtnis: Gegenwärtige Wahrnehmung wird als Erinnerung interpretiert.
Mögliche Bedeutungen:
- Dein Unterbewusstsein war emotional oder symbolisch schon einmal an diesem Punkt.
- Du nimmst feine, unbewusste Signale wahr – Intuition aktiviert.
- Spirituell: Vielleicht ein Zeichen zum Innehalten – ein Moment, der Beachtung verdient.
Was du in dem Moment fühlst, kann ein Hinweis darauf sein, was dein Inneres bewegt – selbst wenn die äußere Situation banal erscheint.
2) Déjà rêvé
Du erinnerst dich plötzlich an einen Traum, der sich nun real erfüllt. Du gehst eine Straße entlang, hörst ein Gespräch – und weißt: „Das habe ich genauso geträumt.“
Diese Form ist intensiver als das klassische Déjà-vu. Manche empfinden sie als unheimlich oder fast magisch. Ist es Zufall? Ein präkognitiver Blick in die Zukunft? Oder schlicht das Zusammenspiel von Erinnerungsfragmenten?
Mögliche Bedeutungen:
- Ein inneres Thema wird erneut aktiviert: „Ist das verarbeitet?“
- Dein Gehirn wiederholt emotionale Schleifen – Lernprozesse.
- Der Traum enthielt verdrängte Anteile deiner Persönlichkeit.
Frag dich: Was war damals aktuell, als du träumtest? Gibt es Parallelen zu heute?
3) Re-Entry: Der Traum im Traum
Du träumst – und im Traum erinnerst du dich: „Das habe ich schon einmal geträumt.“
Dieses Phänomen, bei dem ein Traum sich selbst wiederholt, wird Re-Entry genannt. Es kann innerhalb derselben Nacht auftreten (z. B. als Looping), oder über verschiedene Nächte hinweg.

Mein persönliches Beispiel: Der Spa-Anteil meines Traums war ein solcher Re-Entry – ich wusste im Traum, dass ich das schon einmal erlebt hatte.
Für luzides Träumen ist das ein möglicher Einstiegspunkt: Das Bewusstsein erkennt die Wiederholung – und kann bewusst eingreifen. Auch wenn Re-Entries keine klassische Technik wie WILD oder MILD sind, können geübte Träumer hier ansetzen.
Looping-Träume – wenn Szenen sich wiederholen
In Looping-Träumen wiederholt sich eine Szene innerhalb desselben Traumes:
- Jemand stirbt – dann dieselbe Szene, aber du rettest ihn.
- Du verpasst eine Gelegenheit – beim zweiten Mal nutzt du sie.
Diese Wiederholungen wirken wie emotionale „Probehandlungen“ – dein Gehirn testet Lösungswege. Oft sind sie sehr intensiv und hinterlassen ein starkes Gefühl.
Mögliche Bedeutungen:
- Dein Unterbewusstsein simuliert Entscheidungsprozesse.
- Es gibt noch keine klare Haltung zu einem Thema.
- Es geht um Schuld, Verantwortung oder Ohnmacht – und darum, sie zu durchbrechen.
Coaching-Impuls: Wo versuchst du gerade, es „richtig zu machen“? Oder: Wo versuchst du ein anderes Ende zu erzwingen, statt zu akzeptieren?
Fragmentierte Traumbilder – das Echo im Traum
Manche Bilder oder Sequenzen tauchen immer wieder auf – nicht exakt gleich, aber mit ähnlichen Motiven:
- Das Boot, das du besteigst.
- Das Regal, an dem du kletterst.
- Die Tür, die du öffnest.
Wenn die Wiederholung bildgenau ist – also Licht, Winkel, Perspektive gleich bleiben – spricht man eher von einem Déjà-rêvé oder Déjà-fragmenté.
Ist das Motiv ähnlich, aber variiert (z. B. du kletterst mal auf ein Regal, mal auf einen Baum), handelt es sich eher um ein Traumsymbol – eine Bedeutungsebene, die sich wiederholt.
Bedeutung solcher Symbole:
- Sie begleiten dich durch eine Lebensphase – innere Wegweiser.
- Sie repräsentieren ein wiederkehrendes Thema in dir: Aufbruch, Kontrolle, Sehnsucht, Sicherheit…
Als Coaching-Impuls geben sie dir de Fragen mit: Welche Lebenssituation wiederholt sich in deinem Alltag? Gibt es Muster, die du erkennst?
Sind solche Träume neurologisch erklärbar?
Laut der Reverse-Learning-Theorie (Crick & Mitchison, 1983) dienen Träume dazu, neuronalen Datenmüll zu löschen. Aber:
Wenn ein Traum mehrfach auftaucht – in identischer oder variierter Form – spricht das dagegen. Unser Gehirn speichert den Inhalt offenbar bewusst. Studien zur Hirnstimulation (z. B. Barbeau et al., 2018) zeigen: Träume sind tief im Gedächtnis verankert – nicht bloß flüchtige Fantasie.
Sind Déjà-vu-Träume wichtig oder nicht?
Déjà-vu-Träume sind mehr als Hirnspielereien. Ob als Echo eines echten Traums – oder als Wiederholung im Traum selbst: Sie zeigen, wie tief unser Inneres mit uns kommuniziert. Vielleicht wollen sie nichts vorhersagen – aber sie weisen uns auf etwas hin:
Was ist noch nicht gesehen, gefühlt, verstanden? Welche Altlast schleppst du noch immer mit dir herum?
Und wenn nichts davon „passt“? Dann gilt: Träume müssen nicht immer gedeutet werden. Manchmal sind sie einfach Fühlen auf Vorrat – ein inneres „Ich sehe dich“.
Träume sind keine fertigen Geschichten – sie sind Räume. Und manchmal betreten wir denselben Raum mehrmals. Ob in Fragmenten, als Symbol oder als Wiederholung – unser Unterbewusstsein zeigt uns, was noch offen ist.
Wie du mit Déjà-vu-Träumen umgehen kannst:
- 🖊 Schreib sie auf, sobald du sie bemerkst
- 🔄 Vergleiche Alltagssituationen mit deinen Traumnotizen
- 🎧 Achte auf Körpersignale: Was fühlst du im Moment des Wiedererkennens?
- 🔮 Sei offen für Intuition – ohne dich darin zu verlieren
Vielleicht ist dein Unterbewusstsein wacher, als du denkst. Vielleicht erinnerst du dich öfter, als du glaubst. Und vielleicht liegt darin genau die Kraft: Wach sein für das, was in dir nachklingt.
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📖 Meine Blogserie zu Träumen:
👉 „Déjà-vu oder Warnsignal? Was Träume über deine unbewussten Muster sagen“
👉 Entfessele dein volles Potenzial und zerschlage Glaubenssätze – mit Träumen
👉 Albträume entschlüsseln: Zwischen Seelenbotschaft und Datenmüll
👉 Traumdeutung über die Zeit: Wie Träume deine Entwicklung zeigen
👉 Traumdeutung zum Stressabbau oder die Entmystifizierung der Träume