
Wie ich meine Insulinresistenz in den Griff bekam – und was ich dabei gelernt habe
Die unerwartete Entdeckung: „Ich wusste nicht mal, dass ich insulinresitent bin!“
Ich habe meine Insulinresistenz per Zufall selbst entdeckt – durch einen Bio-Tracking-Marathon und mit dem Freestyle Libre* über mehrer Monate. Kein Arzt hatte mich je darauf hingewiesen, obwohl ich übergewichtig war und als Cortison-Asthmatikerin ein hohes Risiko für Insulinresistenz hatte.
Der Moment der Erschütterung kam, als ich meine Werte, die ich über Wochen gesammelt hatte, sah und mir plötzlich klar wurde: Du stehst mit einem Langzeitblutzucker von 6,7% (Ein HbA1c-Wert von 6,7 % liegt offiziell bereits im Bereich des Typ-2-Diabetes. In vielen Fällen wird bei einem einmaligen Wert ohne Symptome noch keine Diagnose gestellt, sondern mit Lebensstiländerung gearbeitet. Für mich war es damals der Weckruf! Und ich bin froh, dass ich ich ihm gefolgt bin; gemessen per Testkit bestätigte sich der HbA1c-Wert*!)! Im Freestyle Libre wird das – grob über den Daumen – als „Glucose Management Indikator“ ermittelt (siehe Exkurs). Der Normbereich liegt bei 4,5 – 5,7% für den HbA1c-Wert, der Grenzbereich einer „noch“ gesunden Person bewegt sich zwischen 5,7 – 6,5% und alles darüber veranlasst den Arzt ein Rezept für Metformin und Insulin auszustellen und dich offizielle als Diabetiker Typ 2 benennen zu dürfen, der scheinbar nie wieder aus seiner externen Insulinabhängigkeit herauskommen wird. Wenn man dir DAS sagt. Wechsel den Arzt! Denn: mit einem Diabetes-Typ 2 kann man auch ohne Medikamente leben, ABER: Gerade am Anfang braucht das Feinjustierung und eine gute Überwachung. Für allen anderen, die mit Insulinresistenz zu kämpfen haben: Hört auf zu kämpfen, habt Spaß am Leben und kommt auf meine Seite der Selbstermächtigung: Ketogene oder zumindest Low Carb-Lebensweise. Doch zurück zu mir. Der Schockmoment: In ein paar Wochen bekommst du die Diabetes-Diagnose, wenn du jetzt nicht aktiv wirst.
Mir fiel meine viel zu früh gestorbene Schwiegermutter ein, die noch heute mit ihrem Blutzuckermessgerät am Tisch sitzen sehen und ausrechnete, wie viel Müsli sie nun essen durfte. Dabei hätte es einfach nur ein anderes Müsli gebacht… Ich wollte nicht, dass meine Zukunft genauso aussieht.

Exkurs
Der Glucose-Management-Indikator (GMI) des Freestyle Libre ist nicht identisch mit dem HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker), aber er kann eine sehr gute Schätzung liefern.
Was ist der Unterschied?
- HbA1c (Langzeitblutzucker): Gibt den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten 8-12 Wochen an, basierend auf der Glykierung der roten Blutkörperchen. Glykierung bedeutet Verzuckerung, also der Moment in sich Zuckermoleküle an die Blutkörperchen setzten und diese zerstören!
- GMI (Glucose-Management-Indikator): Wird aus den kontinuierlich gemessenen Glukosewerten des Freestyle Libre berechnet und ist ein mathematisch berechneter Durchschnittswert.
Kann man den GMI als Langzeitblutzucker-Hinweis nutzen?
Ja, mit Einschränkungen.
- Der GMI-Wert korreliert oft mit dem HbA1c, aber er kann abweichen, weil er nur auf den Gewebeglukosewerten basiert, nicht auf der tatsächlichen Blutzuckermessung.
- Wenn du ständig Schwankungen im Blutzucker hast (z. B. hohe Peaks nach dem Essen und tiefe Nächte), kann der HbA1c anders ausfallen als der GMI. – da ich aber Low Carb lebte, waren diese Schwankungen kaum vorhaben und somit ließen sich die Werte gut als Langzeitblutzuckerwerte nutzen.
- Der GMI ist oft etwas niedriger als der HbA1c, da das Libre die Gewebeglukose misst, die leicht verzögert auf den Blutzucker reagiert – das war der Moment wo mir noch mehr Schweiß auf die Stirn trat.
Wenn du -so wie ich – den GMI über mehrere Monate hinweg beobachtest, kannst du ihn als Hinweis für deine Langzeitblutzuckerentwicklung nutzen. Aber wenn du es ganz genau wissen willst, ist eine HbA1c-Labormessung sinnvoll.
Die Verwunderung: „Low Carb war nicht genug!“
Ich lebte bereits seit einem Jahr Low Carb und dachte, ich sei auf dem richtigen Weg. Doch meine Messwerte zeigten, dass mein Körper immer noch viel zu viel Insulin produzierte. Warum ist der GMI so hoch, wenn ich doch Low Carb leben? Weil Low Carb nicht gleich bedeutend ist, dass man wirklich Low Carb lebt! Warum nicht? Weil ich feststellte, das mein Körper – so wie eurer – individuell reagiert. Mein Blutzucker schoss bei Auberginen hoch. Bei Paprika – vor allem, wenn ich unter Stress stand. Dann reagierte ich noch mal ganz anders. Kaffee war ein unterschätzter Gegner, den ich erst ganz zum Schluss in die Knie zwang, und ab da lösten sich nahezu alle anderen Blutzuckerinstabilitäten auf. Ihr wird es demnächst einen eigenen Gastbeitrag von mir im Blog von noCoffee geben. Seid gespannt. Also: Beim Messen stellte ich fest, dass ziemlich viele der Low-Carb-Tipps bei mir dennoch meinen Blutzucker triggerten! Und: Ich war also noch immer insulinresistent – trotz aller Bemühungen.
Dann kam die bittere Erkenntnis:
👉 50 Jahre Insulinresistenz brauchen 50 Jahre, um rückgängig gemacht zu werden.
👉 Einmal insulinresistent heißt nicht automatisch, dass ich Diabetes bekomme – aber ich darf mein Leben lang aufpassen, nicht wieder rückfällig zu werden, denn dann ist die berühmte Kacke am dampfen. Entschuldigt, wenn ich das so ausdrücke, aber in dem Fall: Diabetes will und braucht kein Mensch!
Ich entschied mich also, noch radikaler zu werden.

Die Lösung: Radikale Kohlenhydrateinschränkung und genaueres Selbst-Tracking
Ich stellte meine Ernährung um, fast wie ein Diabetiker – nur noch konsequenter. Dabei entdeckte ich etwas, das mich überraschte:
❌ Fruktose war keine „gute“ Alternative – sie verschlimmerte alles nur noch!
Ich trackte 6 Monate lang, um herauszufinden, auf welche Lebensmittel und äußeren Umstände mein Blutzucker reagierte und stellte eine Liste zusammen mit den „Blutzucker-Verträglichen“ Lebensmitteln:
- Ein halber Apfel? Ok – aber nur, wenn ich mich danach direkt bewegte.
- Low Carb Brot? Ja – aber nur von bestimmten Herstellern.
- Bohnen? Lehrbuchhaft: langsam im Anstieg, aber…ich fühlte mich nicht wohl, das stresste mich. Folge: Das nächste Lebensmittel wurde im Stressmodus verarbeitet, mit höherem Blutzucker!
Doch ich merkte: Es gab noch andere Faktoren.
Die nächste Erkenntnis: Ich reagiere nicht nur auf Kohlenhydrate!
Ich bemerkte, dass nicht nur Zucker, sondern auch Histamin, Oxalate und Lektine meinen Körper beeinflussten.
Die Lösung: Ich strich alles, was mir Probleme bereitete. Radikal. Meine geliebten Äpfel und Birnen, Low-Carb-Brot, Linsennudeln, Avocados, schließlich auch „gesunde“ Pflanzenfette. Und dann passierte etwas, das ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Seit Jahren rumpelte es in meinem Magen, wenn ich mich abends ins Bett legte. Und plötzlich war…Stille! Nichts rumorte mehr. Mein Mann drehte sich zu mir um und frage: „Gehts dir gut?“ Und ich grinste.
Das brachte mich direkt zur Carnivore-Ernährung – der für viele radikalsten Form von Minimalismus.
✔ Kein Tracking mehr nötig. Man lebt dauerhaft im Ketogenen zustand, aber mit moderaten Ketonwerten von 0,5 bis 1 mmol/ml. Isst man etwas fettiger – was ich sehr empfehlen kann – klettern die Ketonwerte so hoch, dass man mit dem Glucose-Keton-Index auch bis in den therapeutischen Bereich von 1 oder weniger kommt. Eine Anti-Krebs-Ernährung.
✔ Keine Gedanken mehr an Kohlenhydrate, kein ständiges „Was kann ich noch essen?“. Es war klar. Das und wenn ich das gegessen habe, bin ich satt und zufrieden über einen ganzen Tag! Mehr Energie und Zeit für 1000 Dinge.
✔ Nur noch das essen, was meinem Körper wirklich guttut. Mandeln – das ich darauf reagiere, weiß ich erst, als ich sie neulich mal wieder vor mir hatte. Also weg damit. Jemand der gern Mandeln isst, kann sich ein Leben ohne Mandeln kaum vorstellen, aber ich habe auch gern Brot gegessen, Gummibärchen, Obst in unbegrenzten Mengen, weil es ja „gesund“ ist. Aber heute weiß ich: All das tut und tat mir nicht gut und ich kann mir jederzeit überlegen: Ess´ ich oder ess´ ich nicht. Ich kenne die Konsequenzen und in 99 % der Fälle sage ich dankend nein.
Aber dann kam mein größtes Hindernis:

Käsesucht, Käse, Whey und Insulinresistenz
Ich liebe Käse – aber mein Insulin reagierte darauf. Das ist etwas, dass nur wenig auf dem Schirm haben, die denken das bei der carnivoren ernährng Käse unbegrenzt essbar ist. Käse enthält im allgemeinen keine Kohlenhydrate, daher bleibt der Blutzucker stabil. ABER: Die Milchproteine stimmulieren die Insulinaussschüttung und es kommt noch schlimmer! Das Molkeprotein (Whey) hat einen noch stärkeren Insulinanstieg zur Folge als Weißbrot! Was heißt das? Im Blutzuckersensor bleibt alles stabil, aber ihr bekommt einen Mords-Hunger oder diese „Lust auf mehr“, immer mehr! Mehr Käse. Es ist der selbe Effekt wie beim Koffein – spätestens hier würde ich auf entkoffeinierten Kaffee umschwenken! Wenn ihr jetzt das Insulin messen würdet, würdet ihr sehen: Uhi, das ist aber hoch. Und als Insulinresistenter Mensch, ist es noch mal höher! Insulin kann ansteigen, auch wenn der Blutzucker stabil bleibt. Das bedeutet: Wenn du eine Insulinresistenz hast, möchtest du hohe Insulinspitzen vermeiden, um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten. Und: Dein Körper bleibt in einem fettspeichernden Modus. Für die Gewichtsabnahme ist Käse also keine gute Idee! Ich weiß, da sind nun viele traurig – und ich verstehe euch. Ich war es auch.
Da ich mir nicht sicher war, ob mein restliches Asthma vielleicht mit Laktose oder dem Histamin im Käse zusammenhing, gleichzeitig auch das gefühl hatte und dann auch das Wissen, dass Whey das Insulin triggert, ließ ich auch den Käse weg.
Eiweiß und einen Lebensmittelallergietest später
Auch Eier waren mir suspekt, da mein Lebensmittelallergietest, den ich gemacht hatte, auch Eiweiß von Eiern auflistete. Ich hatte bisher nicht das gefühl, dass die was auslösten, aber wenn ich nun schon so weit ging, dann war das nun der beste Zeitpunkt. Eier – weg.
Am Ende landete ich bei einer der extremsten Formen der Ernährung: der Lion-Diät. Dieses befolgte ich 3 Monate extrem streng. Danach lockerte ich die Zügel etwas, aber sehr kontrolliert und bin da auch immer noch dabei.
Und heute?
Meine Erkenntnis: Leben mit Insulinresistenz ist möglich udn wichtig – aber ohne Diabetes
Meine Blutzuckerwerte haben sich dramatisch verbessert: Langzeitblutzucker von 6,4 % auf 4,9 %!
Es hat drei Viertel eines Jahres gedauert. Und obwohl meine Bauchspeicheldrüse noch immer zu viel Insulin ausschüttet, ist das okay – denn ich weiß jetzt, wie ich damit leben kann. Langfristig will ich zurück in das Spektrum der Ketogenen Lebensweise mit einer etwas breiterer Nahrungsmittelvielfalt, als jetzt, aber ich lass mir Zeit und führe ein Lebensmittel nach dem anderen ein. Da ich so lange Ohne Kohlenhydratge gelebt habe, wird mir ab 10g Kohlenhydrate extrem heiß. Ich verpuffe die Kohlenhydrate regelrecht in Wärme und wenn ich mit roten Gesicht am Tisch sitze, weiß ich: Das war zu viel! Dann hilft eines: Eine Runde spazieren gehen, allen Zucker verbrennen. So eine simple Runde um den Block entstresst auch, was den Blutzucker ebenfalls stabilisiert.
Mir ging es nie besser – warum sollte ich also etwas ändern?
Mein Wissen weitergeben!
Jeder, der insulinresistent ist, sollte wissen, dass er oder sie es nahezu sein ganzes Leben lang beliben wird, aber es muss nicht mit einer Diabetes enden!
Ich weiß, dass nicht jeder so radikal sein muss wie ich. Mein persönlicher Weg war wirklich radikal, aber ich hatte auch multiple Probleme wie Asthma, Gelenkentzündungen und fühlte mich wie ein brennendes Haus. Für viele wird es reichen sich Low Carb zu ernähren, oder Low Carb High Fat oder sogar eine Weile Ketogen zu leben. Wer hierbei hilde braucht: Scheut euch nicht, ein Coaching zu buchen.
Hast du Fragen? Willst du mehr über Insulinresistenz erfahren? Schreib mir oder buche direkt ein kostenfreies 10-Min Gespräch mit mir!
Quellen:
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212877819304272
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34458297/
- Fajans SS, Bell GI, Polonsky KS. (2009). Molecular mechanisms and clinical pathophysiology of maturity-onset diabetes of the young. N Engl J Med. 345(11): 971-980.
- Pal S, Ellis V. (2010). The acute effects of whey protein on postprandial lipaemia and insulin response in overweight individuals. Br J Nutr. 103(4):461-468.
- Nilsson M, Stenberg M, Frid AH, Holst JJ, Björck IM. (2004). Glycemia and insulinemia in healthy subjects after lactose-equivalent meals of milk and other food proteins: the role of plasma amino acids and incretins. Am J Clin Nutr. 80(5):1246-1253.

Kaffee für alle!
Gut schlafen heißt nicht, auf Kaffee verzichten zu müssen. Den weltbesten entkoffeiniert Kaffee habe ich dir verlinkt.